Der Titel des Werkes in Sanskrit verweist auf die alten vedischen Hymnen, in denen Parjanya und Vata die Personifikationen von Regen und Wind darstellen. Dillon studierte in den frühen siebziger Jahren indische Musik bei Punita Gupta. Einige rhythmische Techniken, denen er dabei begegnete, finden sich im Solo Schlagzeug Werk „Ti.re-Ti.ke-Dha“ wieder. Die achtziger und frühen neunziger Jahre hindurch wurde Dillon immer wieder nach Darmstadt eingeladen, um neue Werke vorzustellen.
Sein „Erstes Streichquartett“ wurde 1983 vom Arditti Quartett beim Huddersfield Contemporary Music Festival uraufgeführt. Seitdem ist das Arditti Quartett dem Komponisten eng verbunden geblieben. Alle nachfolgenden Quartette Dillons wurden von den Ardittis uraufgeführt und in ihr Konzertrepertoire aufgenommen. Huddersfield ist eines von vielen Festivals, die sich Dillons Musik widmeten. Hier wurde 1995 auch eine umfassende Werk-Retrospektive veranstaltet.
Mitte der achtziger Jahre begann Dillon mit seinem „German Triptych“, einer Reihe von Werken, die – wie der Komponist erklärt – auf der Idee der ‚Erhellung als Ausstrahlung aus der Dunkelheit’ basieren, einem wiederkehrenden Thema in der westlichen Kunst. „Überschreiten“ aus dem Jahre 1985 wurde von der London Sinfonietta in Auftrag gegeben, gefolgt im Jahre 1987 von „helle Nacht“, Dillons erstem Werk für großes Orchester. Richard Toop beschrieb dieses großangelegte Werk als ‚Musik voller Zeichen, die – wie die Sterne – intensiv und doch fast unendlich weit entfernt erscheinen’. Eine Zusammenarbeit zwischen Phil Lesh von The Grateful Dead und seiner Rex Foundation – Stiftung mit der BBC ermöglichte eine Produktion von „helle Nacht“ zuammen mit Dillons im Jahre 1992 von der BBC in Auftrag gegebenem „ignis noster“ durch das BBC Symphony Orchestras unter Arturo Tamayo. Das „German Triptych“ wurde nach mehrjähriger Unterbrechung im Jahre 1996 mit „Blitzschlag“, einem Konzert für Flöte und Orchester, abgeschlossen und beim Edinburgh Festival mit dem Solisten Pierre-Yves Artaud und dem BBC Scottish Symphony Orchestra unter Martyn Brabbins uraufgeführt.
Die achtziger und neunziger Jahre hindurch arbeitete James Dillon mit „Nine Rivers“ an einer anspruchsvollen Reihe von großangelegten Werken, die der Komponist nicht als Zyklus sondern als Sammlung von Werken mit ‚inneren Symmetrien’ konzipierte. Die neun Werke sind unterschiedlich instrumentiert, von Schlagzeug Solo mit Elektronik in „La coupure“, über Ensemble-Stücke wie „East 11th St NY 1003“, bis hin zu „Viriditas“ für sechzehn Solo-Stimmen und „Oceanos“. Dieses Werk, der ‚Ozean der Ozeane’, ist das Delta der „Nine Rivers“, indem es alle vorher in der Werkreihe benutzten Instrumente zusammenführt und mehr als fünfzig Musiker und Live Elektronik benötigt. Oceanos wurde für die BBC Proms im Jahre 1996 in Auftrag gegeben und von Music Projects/London unter Richard Bernas uraufgeführt. Neben der BBC waren das IRCAM, das Ensemble InterContemporain, die Oslo Sinfonietta und Glasgow, als Europäische Kulturhaupstadt 1990, Auftraggeber für die Werke der „Nine Rivers“.
Dillon äußert, dass er dieses Projekt nicht zuletzt deshalb konzipiert hat, um der frustrierenden ‚atomistischen’ Natur der Aktivitäten eines Komponisten zu entfliehen. Die vielfältigen Bezüge dieser groß angelegten und komplexen Meditation über die Zeit reichen von Themen, die die Umwelt betreffen, bis hin zur Beschaffenheit der musikalischen Sprache im Allgemeinen – alle verbunden durch die Metapher des Flusses. Weitere Werkreihen Dillons sind: „L’évolution du vol“, ein Liederzyklus für Frauenstimme und Kammerensemble; „Traumwerk“, eine Reihe von Stücken für Violine, deren erstes Buch für zwei Violinen den Preis für beste Komposition im Bereich Kammermusik der Royal Philhardmonic Society im Jahre 1997 gewann; sowie „The Book of Elements“, ein Zyklus in fünf Bänden für Piano Solo, inspiriert vom Pianisten Roger Woodward, dessen fünfter Band Dillon wiederum einen Preis der Royal Philharmonic Society im Jahre 2003 brachte.
James Dillons „Violinkonzert“ war seine dritte Auftragskomposition für die BBC Proms und wurde im Jahre 2000 mit großem Erfolg von Thomas Zehetmair und dem BBC Scottish Symphony Orchestra unter Martyn Brabbins uraufgeführt. In diesem Werk kontrastiert Dillon die Basspfeifen und das flinke Fiedelspiel der schottischen Volksmusik mit sich überlagernden Klangflächen, die schon immer seine virtuose Orchesterbehandlung charakterisiert haben. Wie schon im früheren „Blitzschlag“ befinden sich Solist und Orchester in einem Tanz; wie bei Motte und Licht kommt es zu einer eigenartigen Anziehung. Unter den neueren Orchesterwerken befinden sich das viersätzige „Via Sacra“, beauftragt von der Société Philharmonique de Bruxelles für das Jahrtausendprojekt der Stadt, sowie „La Navette“, ein einsätziges Werk, ein vom SWR für die Donaueschinger Musiktage im Jahre 2001 beauftragtes Werk.
In seinem im September 2004 in Oporto uraufgeführten Werk, der Oper „Philomela“ (Libretto: Dillon) erkundet und entwickelt er das Material von „La Navette“. Die Oper basiert auf dem Mythos von Philomelas Raub und Folter durch Tereus und der Fortspinnung dieser Geschichte. Im Januar 2005 vollendete Dillon sein „Viertes Streichquartett“, das im März 2005 vom Quatuor Diotima uraufgeführt wurde. Die nächsten Projekte sind ein „Klavierkonzert“ und ein groß angelegtes mehrsätziges Werk „Anthropologies“.
Dillon ist einer Reihe von führenden Ensembles für zeitgenössische Musik eng verbunden. Er war Gastdozent an vielen Universitäten der ganzen Welt und erhielt den Titel Distinguished International Visitor der New York University im Jahre 2001-2002. Ebenso wurde ihm im Jahre 2003 die Ehrendoktorwürde der Universität Huddersfield zuerkannt.