1959 als Sohn eines Architektenehepaars in London geboren, sammelte Dove seine ersten musikalischen Erfahrungen an Klavier, Orgel und Bratsche. Er war Kompositionsschüler von Robin Holloway in Cambridge und begann nach dem Diplom eine Karriere als Liedbegleiter, Repetitor, Animateur und Arrangeur. 1987 assistierte er bei einem Opernprojekt in Glyndebourne. Dort erhielt er erstmals die Gelegenheit durch einen Kompositionsauftrag sein professionelles Können unter Beweis zu stellen. Die Flughafenkomödie Flight, die er komponierte, bedeutete seinen Durchbruch. 1998 als Auftragswerk für die Glyndebourne Touring Opera geschrieben, fand Flight schon bald seinen Platz beim Glyndebourne Festival und wurde im Fernsehsender ‚Network’ ausgestrahlt. Seither ist das Werk viele Male auf Bühnen in Europa, den USA und in Australien zu sehen gewesen. Flight ist ein Ensemblewerk großen Stils und verbindet zeitgenössische Opern-Elemente mit der Tradition der Komischen Oper eines Mozart und Rossini. Zugleich aber – durch bewusste Zitate aus der sogenannten ‚CNN Oper’ und Bezugnahme auf die Neuerungen, die Sondheim und Bernstein im Musiktheater bewirkten und nicht zuletzt aufgrund der brillanten Textvorlage von April de Angelis - trifft Flight den Zeitgeist sozusagen auf die Sekunde genau.
Dove engagiert sich sehr für die Kulturarbeit auf lokaler Ebene. Er arbeitet hier an musikalischen Projekten mit. Mehrere seiner Bühnenwerke haben Menschen unterschiedlichster Vorbildung und Hintergrund zusammengebracht, um gemeinsam ein musikalisches Projekt zu gestalten. Darunter die ‚Community-Opern’ Tobias and the Angel und A Palace in the Sky, die für Kinder geschriebene und auch von ihnen zu inszenierende Oper The Hackney Chronicles sowie die Kantate On Spital Fields, für die Dove den Kompositionspreis der Royal Philharmonic Society gewonnen hat.
In seinen Arbeiten für professionelle Musiker hat sich Dove stets an ein breites Publikum gewandt. Zwei seiner Opern hat er für das Fernsehen geschrieben; When She Died behandelt die Reaktionen auf den Tod von Prinzessin Diana von Wales und Man in the Moon thematisiert die erste Mondlandung. Letztere gewann auch den eigens für Opernschaffende gestifteten Preis des Festivals Rose d’Or für Fernsehproduktionen 2007 und eine Goldmedaille beim Park City Music Festival 2008. Die Oper The Enchanted Pig, ein Auftragswerk der Opera Group und des Young Vic, wurde so oft gespielt wie sonst nur Broadway Produktionen oder Musicals, und der Kompositionsauftrag der Opera North, Swanhunter, hat einem jungen Publikum die Heldenabenteuer der ehrwürdigen Operntradition näher gebracht. Die an Weihnachten 2007 erstmals aufgeführte Oper The Adventures of Pinocchio, von Opera North in Auftrag gegeben und auch uraufgeführt, war ein in der zeitgenössischen Opernwelt rares Ereignis: Ein erfolgreiches, abendfüllendes Werk, das aus der symphonischen Form schöpft und zudem ein Kunstgenuss für die ganze Familie ist. In den ersten drei Jahren seines Bühnenlebens hat Pinocchio bereits 80 Vorstellungen hinter sich, und das nicht nur in Großbritannien: Auch in Deutschland und den Vereinigten Staaten war das Werk auf der Bühne zu sehen. Neuproduktionen und Wiederaufnahmen sind in Planung. 2009 wurde Pinocchio mit dem British Composer Award für Bühnenstücke ausgezeichnet.
Es ist wohl nur die natürliche Folge der Dinge wenn ein Komponist, der die menschliche Stimme und ihre Möglichkeiten vollends versteht, auch brilliante und sangliche Werke für Chor schreibt. Das Weihnachtslied The Three Kings wurde vom King’s College Cambridge für dessen alljährlichen Weihnachtsgottesdienst an Heiligabend 2000 in Auftrag gegeben. Doves Missa brevis, ein jüngeres Werk, war ein Auftrag des Verbands der Domorganisten in England und, vom Chor der Wells Cathedral 2009 uraufgeführt, ist es inzwischen bei Konzerten in ganz Großbritannien erklungen und wurde am ersten Weihnachtsfeiertag als Teil der Übertragung des Weihnachtsgottesdienstes der BBC gesendet. Andere seiner Werke enthalten wohlbekannte englischen Hymnen, wie I am the Day, Bless the Lord, O My Soul, The Star Song, I will lift up Mine Eyes und einen Zyklus jahreszeitlich inspirierter Lyrikvertonungen The Passing of the Year. Für größere Klangkörper konzipierte Werke mit Chor ist die Köthener Messe eines unter mehreren, in denen Dove seiner Faszination mit dem Instrumentarium der Alten Musik hörbaren Ausdruck verleiht. Das epische There was A Child, eine einzigartige Feier des Lebens für Chor, Gesangssolisten und Orchester, ist inspiriert vom viel zu frühen Tod eines jungen Mannes.
Doves sicheres Gespür für musikalisch-dramatische Erzählweisen ist durchweg auch in seiner Instrumental- und Orchestermusik präsent. Sein Konzert Stargazer für Posaune und Orchester, ein Auftragswerk des London Symphony Orchestra, das unter Michael Tilson Thomas auch die Uraufführung besrtitt, bei der Ian Bousfield den Solopart übernahm, bezeichnete Dove als ‚Oper für ein Soloinstrument’. In den Zauberflötentänzen (The Magic Flute Dances), einem Konzert für Flöte Solo und Orchester, lässt Dove in seiner musikalischen Phantasie das von Mozart mit Leben erfüllte, namengebende Instrument nach dem Ende der Oper weiterspielen. Im Doppelkonzert für Trompete und Saxonphon Moonlight Revels beschreibt Dove mit musikalischen Mitteln die labile Beziehung zwischen Titania und Oberon. Ein Auftrag anlässlich des 60. Geburtstages von BBC Radio Drei ist Hojoki, eine dreißigminütige Konzertszene für Doves favorisierte Stimmlage, den Kontratenor und Orchester, wurde vom BBC Symphony Orchestra unter Jiri Beholavek uraufgeführt. Solist war der Kontratenor Lawrence Zazzo. Trotz seiner Vorliebe für musikalische Breitenwirkung hat Dove mehrere kammermusikalische Werke von großer Intimität und musikalischer Dichte geschaffen. Darunter das Streichquartett Out of Time und ein Klavierquintett für das Schubert Ensemble, beide 2009 uraufgeführt, worin er sein Gespür für Pianistik und die technischen Anforderungen des kammermusikalischen Spiels unter Beweis stellt.
Die zuversichtlich-optimistische Grundstimmung seiner Werke prädestinierte Dove bereits wiederholt zum Komponisten von Musiken für wichtige nationale Feiern und öffentliche Anlässe. So wurden die Feierlichkeiten zur Jahrtausendwende am Londoner Millennium Dome mit Dove’schen Fanfaren eröffnet. Die Einweihung der Fußgängerbrücke am Millennium Dome durch die Königin von England war begleitet von Fanfares Across the Thames. Mit geradezu Händel’schem Aplomb hatten sich Gruppen von Blechbläsern auf beiden Seiten des Themseufers postiert, andere standen auf einer Barke inmitten des Flusses, und ließen ein musikalisches Feuerwerk hören. Doves A Song of Joys für Chor und Orchester eröffnet 2010 die Last Night of the Proms Konzertreihe.
Neben seinem intensiven kompositorischen Schaffen ist Dove auch als Programmgestalter und Organisator tätig. Erst kürzlich endete seine Zeit als Künstlerischer Leiter des Londoner Spitalfields Festivals.
Dove widmet sich auch der Theatermusik. Er ist außerordentliches Mitglied des National Theatre (unter seinen jüngsten Arbeiten sind die Bühnenmusiken zu His Dark Materials und Oedipus) und war mehrere Jahre musikalischer Berater am Almeida Theater. Für die Royal Shakespeare Company und das New York Shakespeare Festival hat er ebenfalls Bühnenmusiken geschrieben.
2008 erhielt Jonathan Dove den Ivor Novello Preis für klassische Musik.