Harald Genzmer gehörte zu den vielseitigsten und produktivsten zeitgenössischen Komponisten. Den Dogmen der Avantgardebewegungen gegenüber immer skeptisch, stand er als Künstler für eine Musik ein, die Spieler und Hörer unmittelbar ansprechen möchte. „Musik soll vital, kunstvoll und verständlich sein. Als praktikabel möge sie den Interpreten für sich gewinnen, als erfassbar sodann den Hörer.“ So Genzmer selbst über seine Haltung.
Harald Genzmer wurde am 9. Februar 1909 in Bremen geboren. Entscheidende Impulse für seinen künstlerischen Weg erhielt er durch die Begegnung mit dem Werk Paul Hindemiths, bei dem er 1928 in Berlin Komposition zu studieren begann.
Nach umfänglichen Aktivitäten in den verschiedensten Bereichen des Musiklebens wurde Genzmer schließlich 1946 als Lehrer für Komposition an die neu gegründete Hochschule für Musik nach Freiburg berufen. 1957 folgte der Ruf als Professor für Komposition nach München, wo er seitdem lebte.
Der leidenschaftliche Lehrer Genzmer konnte sich auf ein ungewöhnliches und vielfältiges kompositorisches Œuvre berufen, auf eine enorme, von Bewunderung und Ehrfurcht getragene Kenntnis der Geschichte der Musik, auf eine meisterliche schöpferische Fähigkeit und kompositorisch-handwerkliche Kompetenz sowie auf eine ganz erstaunliche Kennerschaft anderer Disziplinen, seien es Literatur, Bildende Kunst oder auch naturwissenschaftliche Fächer.
Viele Komponisten wie beispielsweise Debussy, Hindemith, Bartók, Strawinsky haben ihn beeinflusst; doch als Komponist hatte er seinen eigenen Stil, seine eigene Sprache gefunden und in erstaunlich vielen Werkgestalten ausgeprägt. In der Tat ist Genzmers Werkkatalog ungewöhnlich reich, umfasst Orchesterwerke, Vokalkompositionen und Kammermusik für alle Instrumente. Auffallend dabei ist, welche Bedeutung für den Komponisten die Gattung des Konzerts und der konzertierende Stil hatten.
Im Konzertieren entfalteten und offenbarten sich für Genzmer am sinnfälligsten sowohl die Individualität des musizierenden Künstlers wie die Eigenarten der verschiedenen Instrumente. Eine bewundernswerte Kenntnis dieser Möglichkeiten sowie die respektvolle Einfühlung in die dem Musiker zugewiesene Aufgabe zeichneten Harald Genzmer aus. Hinzu kamen eine fast unerschöpfliche Fantasie und eine Vitalität im Auf- und Ausspüren kreativ experimenteller Möglichkeiten, die seiner Musik die ihr eigene Lebendigkeit und klangsinnliche Farbigkeit verliehen.
Das Prinzip „Komponieren ist auch Dienst am Menschen“ – hat Genzmer einmal bekannt, er möchte Freude und Besinnlichkeit hervorrufen.
Im Alter von 98 Jahren verstarb Harald Genzmer am 16. Dezember 2007.